Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Mitarbeitende der Verwaltung und Pressevertreter, liebe Kolleginnen und Kollegen vom Gemeinderat und vor allem liebe Bürgerinnen und Bürger von Kirchentellinsfurt
Krisen haben 2024 geprägt und ihre Spuren in den Kommunen, auch hier in Kirchentellinsfurt, hinterlassen. Außergewöhnliche Wetterereignisse als Folge der Klimakrise wie die Hochwasser am Neckar waren in diesem Jahr bei uns im Gegensatz zu anderen süddeutschen Gemeinden noch sehr glimpflich verlaufen. Und doch mahnen sie uns, den Hochwasserschutz weiterhin präventiv bestmöglich voranzubringen und unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Bis 2040 wollen wir schließlich klimaneutral sein. Die Kriege in der Ukraine und in Nahost haben in unserer Gesellschaft schon jetzt Spuren hinterlassen. Wie der Weg zu mehr Frieden aussehen kann, wird in der Welt und bei uns vor Ort diskutiert. Sicherlich werden wir im jetzt begonnenen Jahr wieder mehr Geflüchtete aufnehmen. Zum Glück sind wir, was den möglichen Wohnraum betrifft, unter anderem dank einiger wohlüberlegter Immobilien-Erwerbungen, hierauf vorbereitet und handlungsfähig. So wollen wir all diesen Krisen nun einen Wunsch entgegenstellen: Ein friedliches Miteinander - das wünschen wir uns. In der Welt und in unserer Gemeinde: Oben im Dorf, unten im Tal und am See, in der Feuerwehr, den Vereinen und Initiativen des Generationennetzwerks. In jeder Begegnung.
In Zeiten klammer Kassen müssen wir uns auf Wünsche konzentrieren, die ohne große finanzielle Beteiligungen auskommen. Und manchmal haben wir vielleicht auch Glück. Unverhofft konnten wir mit einem Plus von über 4 Millionen das Haushaltsjahr 2023 abschließen. Leider deutet auf einen solchen Geldsegen im gerade begonnenen Jahr nichts hin. Im bevorstehenden Haushaltsjahr haben wir nicht nur wegen dieses Gewinns geringere Schlüsselzuweisungen zu erwarten, wir werden höhere Ausgleichszahlungen nach Reutlingen leisten müssen, die Kreisumlage ist trotz deutlichen Gegensteuerns des Landkreises weiter angestiegen und die Einnahmenseite verringert sich gleichzeitig unter anderem wegen des Zensus 2022 und verhaltener Zuweisungen. Der Wegfall manches Fördertopfes lässt uns schon jetzt umplanen, zumal wir mit dem Doppelprojekt Feuerwehrhaus und Bauhof die größte Investition in Kirchentellinsfurts Geschichte in Angriff nehmen. Ist das jetzt sinnvoll? Können und dürfen wir uns das jetzt leisten? Unsere beiden fleißigen Finanzvorstände der Gemeinde - an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Alessandra Göller und Sarah Herrmann für das umfangreiche und klug durchdachte Zahlenwerk - signalisieren uns, dass die Gemeinde das lang erwartete Großprojekt stemmen kann. Seit Jahren, nein Jahrzehnten haben wir die Sanierung des Bauhofs schon vor uns hergeschoben. Synergien mit der Feuerwehr zu nutzen, erfreut uns. Schön, dass wir das über die Jahre so gut gepflegte Feuerwehrhaus bei diesem Projekt weiterentwickeln können.
Das integrative Gesamtkonzept ist überzeugend! Und da die Feuerwehr im Katastrophenfall das Rückgrat unserer Gemeinde ist, darf nichts Wichtiges fehlen. Deswegen ist die Planung so wichtig. Trotzdem werden wir nicht aufhören zu hoffen, dass die Gemeinde dieses Großprojekt tatsächlich stemmen kann, ohne überall sonst sparen zu müssen. Aber sparen werden wir. Gemeinsam. Und manches "selber machen" wie jetzt die Wechselausstellungen im Schloss.
Beim Jugendhaus wollen die Jugendlichen ebenfalls selbst anpacken. Damit das überhaupt geht, werden wir den Bebauungsplan Schafstall auf den Weg bringen. Weiteren Baugebieten Richtung Faulbaum und Altenburg werden wir offen und besonnen begegnen, denn:
Eine Zukunftstechnologie im Bereich der e-Mobilität hat sich in unserem Industriegebiet Mahden angesiedelt und macht unsere Gemeinde als Wohnort noch interessanter. Diese wichtige Einnahmequelle, die zur industriellen Transformation beiträgt, ist wertvoll für uns. Doch schon jetzt ist es schwierig, hier Wohnungen zu finden. Mehrfamilienhäuser wie von der Post- und Kreisbau haben bereits segensreich gewirkt. Mit ihnen müssen wir zukünftig weiter planen. Auch für die Beschäftigten in unserem Martinshaus, in den Kindergärten, Schulen und Geschäften und Betrieben vor Ort. Beim Preis für Grundstücke sollten wir bei solchen Projekten daher entgegenkommend sein. Diese Bauwerke zahlen sich für uns aus. Wenn sich die Gelegenheit mit privaten Bauträgern ergibt, greifen wir zu. Bei Einfamilienhäusern hingegen können wir auf Subventionierung seitens der Gemeinde verzichten. Leider scheint die Planung "Campus Martinshaus" in weitere Ferne gerückt. Dass wir hier noch keine zufriedenstellende Lösung haben, bedrückt uns. Die finanzielle Lage wird es nicht einfacher machen. Hier werden wir also noch nach einer neuen umsetzbaren Lösung suchen müssen. Bei dieser Thematik sehen wir neben dem Träger des Martinshauses noch Bund und Land in der Pflicht, praktikable Rahmenbedingungen zu schaffen, damit stationäre Pflege im Alter zukünftig bezahlbar und kommunal umsetzbar bleibt.
In 2025 und 2026 planen wir mit Kreditaufnahmen von über 8 Mio Euro. Das ist mehr als ein Drittel unseres gesamten Haushalts, in dem die meisten Ausgaben ja feststehen. Mehr als ein Drittel des Haushaltes geben wir jährlich für Transferaufwendungen aus und etwas weniger als ein Drittel für Personal. Auf Platz 3 mit etwa einem Fünftel liegen Sach- und Dienstleistungen. Die Abschreibungen machen jetzt noch ein Zehntel aus. Der Spielraum für neue Investitionen ist mit unserem Großprojekt also so gut wie ausgeschöpft. Vieles Wünschenswerte muss also warten müssen und was sich jetzt bewegt in Kirchentellinsfurt baut daher in besonderem Maße auf persönliches Engagement und Ehrenamt.
Und nun die schönen Augenblicke 2025, die wir jetzt schon kennen: Lehrschwimmhalle und alte Turnhalle werden nach der Sanierung im Frühjahr wieder geöffnet. Ein Lichtblick ist auch die sogenannte neue Sporthalle, wenn sie in LED-Beleuchtung erstrahlt. Einmal im Monat öffnet das Schlosscafé "Lebendiges Alter" seine Pforten - es ist inzwischen sehr gut angenommen und mit dem Bürgertaxi ist es zudem für alle gut erreichbar. Das Café FAIRgnügen bewirtet auch regelmäßig alle Interessierte im Schloss, das zudem jeden Sonntag mit der Daueraustellung sowie der neuen Wechselausstellung lockt. Ebenso wie die kulturellen Veranstaltungen. Durch die BürgerApp hat die Vernetzung innerhalb des Dorfes deutlich zugenommen. Angebote scheinen noch besser besucht zu werden und das Generationenennetzwerk plant bereits neue Initiativen, die Frau Mai-Schoger auch im kommenden Jahr begleiten kann. Ebenso wie Mareike Oßmann, die für die Vereine und Fairtrade eine wichtige Ansprechpartnerin geworden ist. Wie wir gerade die Vereine gut unterstützen, werden wir 2025 im Gemeinderat nochmals diskutieren. Vielleicht ja durch eine weitere Freiveranstaltung?
Das energetische Quartierskonzept hat zu unserem großen Bedauern ein vorläufiges Ende gefunden - aber wir wollen die Anregung von Daniel Bearzatto aufgreifen, mit der Agentur für Klimaschutz und der Gemeindeverwaltung einen Beratungstag zu organisieren. Ein "Markt der Möglichkeiten" unter der Beteiligung des lokalen Handwerks und Anbietern beispielsweise von Solaranlagen soll informieren und beraten, wie unsere Bürgerinnen und Bürger sinnvoll in die energetische Optimierung Ihres Eigentums investieren können. Denn der meiste CO?-Ausstoß passiert in Kirchentellinsfurt wie wir jetzt wissen im privaten Sektor. Die Gemeinde hat einen Großteil Ihrer Gebäude bereits auf gutem bis sehr gutem Stand. Nach Rücksprache mit der Verwaltung verzichten wir auf einen haushaltswirksamen Antrag, der schwer zu beziffern und hoffentlich sehr kostenarm ist. Der Markt der Möglichkeiten sollte entweder bei gutem Wetter auf dem Rathausplatz oder in der Richard-Wolf-Halle stattfinden und natürlich steht unsere gesamte Fraktion zur Mithilfe bereit. Wir sind gespannt, was wir dann zur kommunalen Wärmeplanung sagen können. Eines ist sicher: Unser Bauamt ist in all diesen Fragen ein sehr guter Ansprechpartner. Wegen der Umsicht aller Mitarbeitenden steht Kirchentellinsfurt vorbildlich da.
Das Thema Verkehr spielt im Themenkomplex Nachhaltigkeit ebenfalls eine große Rolle. Bei den Sanierungen der Straßen legt das Bauamt auf den Tiefbau abgestimmte Pläne dar und vergisst auch die Biodiversität auf den Randstreifen nicht. Echte Blühstreifen gibt es an vielen Stellen unserer Gemarkung.
In die Parkraumbewirtschaftung werden wir wohl bald einsteigen müssen. Unsere Fraktion befürwortet dies und begrüßt auch das Radnetz um Kirchentellinsfurt. Schwieriger ist das Gestalten beim ÖPNV. Er geht über die Kreisgrenze hinaus und wir sind daher auf vielfältige Kooperationen angewiesen. Das Langzeitprojekt Regionalstadtbahn oder auch "nur" die Busanbindung nach Reutlingen werden uns weiter beschäftigen. Wir hoffen, dass der Naldo in ruhigeres Fahrwasser gelangt und mit unserer Gemeinde die Bedingungen für einen kostenfreien Ringverkehr ausloten kann. Auf die Bank inklusive Regenschutz am Bahnhof für den Busverkehr warten wir noch - wird sie 2025 aufgestellt? Positiv hervorzuheben ist, dass das von der GAL mit auf den Weg gebrachte "teilAuto" sich jetzt mit zwei Fahrzeugen vor Ort etabliert hat und das Mobilitätsangebot in Kirchentellinsfurt dadurch nachhaltig erweitert wurde.
Wir behalten weiterhin einen Blick auf unsere Kindergärten - vor allem auf die personelle Ausstattung, aber auch den Kostenrahmen für Familien und Alleinerziehende. Diese sind auf verlässliche Kindergartenzeiten und eine qualtitativ wertvolle Betreuung angewiesen. Gerade für Alleinerziehende ist eine vollumfassende Betreuungszeit wichtig, damit sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.
Und Arbeiten schützt vor Armut - während der Erziehungszeiten aber auch im Alter.
Das müssen wir unterstützen. Zudem sind Kinder unser aller Zukunft. Schon deswegen muss es ein Anliegen von uns als Gemeinschaft und Gemeinde sein, sie unter bestmöglichen Bedingungen zu begleiten und zu fördern. Zum Glück erhält auch unsere Gemeinschaftsschule so viel Unterstützung, dass ihr Ruf weit über die Gemeinde strahlt.
Unser Fazit heute: Wir erkennen das Bemühen um soziale Ausgewogenheit und nachhaltige Entwicklung im Haushalt 2025 an. Daher erhält er die Zustimmung der GAL-Fraktion. Nur gemeinsam kann Weiterentwicklung in unserer Gemeinde gelingen. So schließen wir nun diese Rede wie die Reden aus den Vorjahren mit einem Dank an alle, die sich im Rathaus oder anderen Einrichtungen der Gemeinde einbringen.
Unser Dank gilt auch allen, die in Vereinen, Arbeitsgruppen und Kirchen oder als Einzelpersonen ihren Beitrag für die Gemeinschaft leisten. Feuerwehr und DRK stehen uns in Notfällen rettend zur Seite. Wir unterstützen sie bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge. Auch das DLRG ist zu Wasser helfend unterwegs und lehrt die Kinder schwimmen. Der Obst- und Gartenbauverein pflegt unsere Baumbestände. Unser größter Verein ist der TBK, der hunderte bewegt. Es folgen weitere Vereine mit sportlichen, musikalischen oder kulturellen Betätigungen. Dazu kommt das Engagement im Generationennetzwerk, in den Kirchen und bei Fairtrade. Es ist toll, dass es diese Angebote bei uns gibt und dass der Gedanke der gegenseitigen Unterstützung tatkräftig von Kirchentellinsfurt aus auch nach Nepal, Eritrea und Burkina Faso getragen wird.
Das macht unseren Ort so lebens- und liebenswert. Danke sehr!